Für uns sind jährliche Kontrolltermine beim Zahnarzt selbstverständlich. Wenn wir es gut machen wollen, gehen wir sogar noch ein- bis zweimal pro Jahr zur professionellen Zahnreinigung. Dass auch unsere Haustiere regelmäßige Zahnkontrollen brauchen, ist erst in den letzten Jahren in den Fokus gerückt. Vor allem ältere Tiere leiden sehr häufig an dicken Belägen auf den Zähnen, Entzündungen im Maul und sogar Zahnverlust.

Was den Besitzern zahnkranker Tiere relativ schnell auffällt, ist ein schlechter Maulgeruch. Durch die hohe Bakterienbesiedlung entsteht ein faulig stinkender Geruch, der einem als Besitzer wortwörtlich den Atem nehmen kann. Abgesehen davon, dass es wirklich unangenehm ist, neben einem Tier zu sitzen, das einen stinkend anhaucht, sind Zahnerkrankungen eine ernstzunehmende Gesundheitsgefahr. Die betroffenen Tiere leiden an Schmerzen, Appetitlosigkeit, verändertem Allgemeinbefinden und Folgeerkrankungen anderer Organe, die durch von den Zähnen abgeschwemmte Bakterien verursacht werden können (z.B. Herzerkrankungen).

Eine professionelle Zahnbehandlung sollte immer von einem Tierarzt durchgeführt werden. Mit entsprechendem Equipment (Zahnstation, Ultraschall) und speziell fortgebildetem Personal kann er sicherstellen, dass der Patient eine tiergerechte Zahnreinigung bzw. -extraktion erhält. Am wachen Tier sind diese Behandlungen nicht möglich und auch nicht tierschutzgerecht durchzuführen! Jeder intensivere Eingriff sollte mit einer Schmerzmedikation einhergehen. Der Tierarzt entscheidet, ob darüber hinaus eine antibiotische Versorgung notwendig ist.

Tiere haben ein Recht auf ein schmerzfreies Leben.

Gerade bei Senioren, die andere chronische Krankheiten haben, die das Narkoserisiko erhöhen, zögern viele Tierhalter und schieben Zahnbehandlungen lieber auf. Die Sorge um den vierbeinigen Liebling ist durchaus verständlich. Allerdings bleiben die Schmerzen und gesundheitlichen Risiken bestehen, wenn ein zahnkrankes Tier nicht behandelt wird. Viele Tiere leiden stumm und zeigen ihren Haltern ihre Schmerzen erst, wenn sie kaum noch erträglich sind.

Mit einem modernen Narkose-Management ist es heute möglich, auch chronisch kranke Tiere mit erhöhtem Risiko (z.B. Herzpatienten) relativ sicher in Narkose zu legen. Dazu gehören z.B. eingehende Voruntersuchungen, die Wahl geeigneter Narkosemittel und Narkoseformen, das Einlegen eines Venenkatheters, Infusionstherapie und Überwachung durch EKG oder Pulsoximeter. Das betreuende Personal der Tierarztpraxis sollte speziell auf dem Gebiet der Anästhesie geschult sein. Bei Zahnbehandlungen kann man auch lokale Betäubungsmittel direkt im Maul anwenden.

Nur regelmäßige Pflege hilft!

Würden wir uns nie die Zähne putzen, hätten wir auch viel schneller mit Erkrankungen des Zahnapparats zu kämpfen. Deshalb ist auch bei unseren Haustieren die Pflege von großer Bedeutung. Bei Hunden kann man für die tägliche Reinigung eine Zahnbürste und spezielle enzymatische Zahnpasta verwenden, die nicht ausgespült werden muss und lecker nach Hühnchen schmeckt. Am einfachsten gewöhnt man Hunde (und auch Katzen) im Welpenalter an das Zähneputzen. Wenn man dabei immer nach dem gleichen Ablauf vorgeht, entsteht eine Routine, die das Tier kennt, und es werden sicher alle Zähne gereinigt (z.B. immer links oben anfangen, dann links unten weiter, dann rechts oben usw.). Die Reinigung der Zahninnenseiten übernimmt weitestgehend die Zunge.

Für unkooperative Tiere (häufig Katzen), bei denen das Zähneputzen gar nicht möglich ist, können alternativ spezielle Spüllösungen, Zahngelee oder spezielle Futterergänzungsmittel verwendet werden, die das Risiko für Beläge und Entzündungen verringern. Bei regelmäßigen Checkups sollte der Tierarzt stets auch den Zahnstatus kontrollieren. Bestimmte Rassen neigen eher zu Zahnproblemen als andere, bei den Hunden sind es v.a. die kleinen Rassen wie Yorkshire Terrier oder Dackel.

Bei der Fütterung kann man die Zahngesundheit ebenfalls berücksichtigen. Eine ausgewogene Tiernahrung sorgt für ein starkes Immunsystem und hilft Entzündungen vorzubeugen. Der mechanische Abriebeffekt bei Trockenfutter lässt weniger Beläge entstehen, während Feuchtfutter häufig an den Zähnen klebt und die Belagbildung eher begünstigt. Futter, das die Kautätigkeit fördert, hilft bei der natürlichen Zahnpflege. Damit der Speichel zwischen den Mahlzeiten seinen Reinigungseffekt erfüllen kann, sollte auf die Fütterung von zu vielen Snacks zwischendurch verzichtet werden.

Eine Besonderheit gibt es bei den Zähnen von Nagern, Kaninchen und Pferden. Bei ihnen wachsen die Zähne lebenslang weiter und nutzen sich nur durch die Kautätigkeit beim Fressen richtig ab. Bei ungenügendem oder falschem Abrieb kann es zu scharfen Kanten („Haken“), Fehlstellungen, Beschwerden im Kiefergelenk und anderen schmerzhaften Komplikationen kommen. Da wären wir wieder bei den regelmäßigen Zahnarztbesuchen. Auch die ganz Kleinen und ganz Großen unter unseren Haustieren sollten regelmäßig zum Zahncheck!