Die Magendrehung beim Hund ist immer ein Notfall. In 30-60% endet diese tödlich. Verlieren Sie keine Zeit und handeln Sie rasch. Suchen Sie umgehend einen Tierarzt oder eine Tierklinik auf. Mit Hilfe von einer Röntgenaufnahme kann die eindeutige Diagnose gestellt werden. Nur mit einer sofort eingeleiteten Operation kann versucht werden, das Tier zu retten. In der Regel spricht man von einem Zeitfenster von 4 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome.

Typische Anzeichen einer Magendrehung:

  1. plötzliche Unruhe (ständiges Hin- und Herlaufen und/oder Ablegen ohne ersichtlichen Grund)
  2. der Hund frisst und trinkt nicht und kann weder erbrechen noch Kot absetzen
  3. ständiges Würgen und Versuche, sich zu übergeben. Der Hund beginnt zu sabbern (speicheln)
  4. verstärktes hecheln, allgemeine Schwäche und Apathie
  5. das Zahnfleisch ist durch die fehlende Durchblutung rosaschimmernd und blass
  6. der Hund zeigt eindeutige Schmerzen. Rücken und Bauch werden nach oben gezogen und der Kopf nach vorne gestreckt, um sich Linderung zu verschaffen
  7. der Bauch fühlt sich zunehmend hart anAtemnot und Kreislaufkollaps können eintreten

Treten diese Symptome bei Ihrem Vierbeiner auf, verlieren Sie keine Zeit. Informieren Sie sich telefonisch, ob ihr Tierarzt in der Lage ist, eine solche Operation durchzuführen oder er eine Einlieferung in die nächste Tierklinik für sinnvoller hält. Melden Sie sich dort fernmündlich auf jeden Fall an und schildern die Notlage.
Versuchen Sie, Ruhe zu bewahren. Jede Aufregung wird ihr Hund trotz Schmerzen spüren und seine Nervosität steigt.
Besteht die Möglichkeit, dann lassen Sie sich von einer Person begleiten, die Ihnen hilfreich zur Seite steht. Einsames Warten während der Operation bringt auch Sie an ihre psychischen Grenzen.
Was genau ist eine Magendrehung?
Der Magen ist nicht starr an der Bauchhöhle fixiert. Er wird von flexiblen Bändern sowie der Speiseröhre und dem Dünndarm an seiner Position gehalten. Der Magen kann hin und her pendeln und ist beweglich. Dieser Spielraum verschafft dem Organ die Möglichkeit, sich bei Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit weit auszudehnen (Vergleich: Ein Luftballon, der sich durch Zugabe von Luft aufbläht).
Warum sich dieser um seine eigne Achse (meistens die Längsachse) dreht, ist bis heute nicht geklärt. Fakt ist, dass durch das Drehen die Versorgung von wichtigen Blutgefäßen und Nerven unterbrochen wird. Der Hund schluckt weiter Luft, der Mageneingang verhält sich wie ein Ventil, lässt Atemluft herein aber nicht mehr raus. Der Darmausgang ist durch die Drehung ebenfalls abgeschnürt. Durch das unnatürliche Aufblähen des Magens entsteht Druck auf andere Organe. Diese werden in Mitleidenschaft gezogen und zeitnah zerstört. Oft wird die Vene, die die Blutversorgung zum Herz gewährleistet, mit unterbrochen. Das Blut staut sich dann im hinteren Bauchraum. Ein Sauerstofftransport kann nicht mehr wie gewohnt stattfinden. Umliegendes Gewebe stirbt ab. Es beginnt der Wettlauf mit dem Tod.

Wie entsteht eine Magendrehung?

Eines vorweg: Es kann jeden Hund, egal welchen Alters und Größe plötzlich treffen. Auch Welpen sind hier nicht ausgenommen.
Prädestiniert sind jedoch Hunde mit einem größeren, tief angelegten Brustkorb, wie zum Beispiel Boxer, Deutscher Schäferhund, Molosser, Bulldoggen, Windhunde, Setter oder der Bernhardiner. Es trifft eher schlanke Hunde als übergewichtige. Vermutet wird, dass durch die geringe Menge an Bauchfett der Magen mehr Platz hat, sich zu drehen.
Ebenfalls wir eine genetische Veranlagung vermutet.

Bei älteren Hunden steigt die Wahrscheinlichkeit dieser heimtückischen Krankheit. Es wird angenommen, dass durch die nachlassende Festigkeit der Bänder (ähnlich einem Gummiband), die den Magen nebst der Speiseröhre und dem Dünndarm fixieren, keinen Halt mehr bieten. Bei schnellen Bewegungen und gefülltem Magen kann es dann passieren, dass sich der Magen wie einen Luftballon um die eigene Achse dreht.

Gestresste Hunde schnappen häufig nach Luft. Auch Tiere, die gestörte Magenbewegungen haben, neigen zu Magendrehungen.
Die Hunde erkranken oft in den Abend- und Nachtstunden. Viele Hundebesitzer füttern zu diesen Zeiten. Zur Info: Die aufgenommene Nahrung bleibt für 2-8 Stunden im Magen, bevor sie den Dünndarm passiert. Hier verweilt der Futterbrei für ungefähr 1-2 Stunden, bevor er in den Dickdarm gelangt. Verweildauer bis zum Kotabsatz: circa 18-24 Stunden.

Prävention

Hunde schlingen im Normalfall ihr Futter und sie sind in der Lage, große Futtermengen auf einmal zu fressen. Zur Vermeidung einer Magendrehung kann auf Folgendes geachtet werden:

  • die Futtermenge auf mehrere kleineren Mahlzeiten verteilen
  • nach der Fütterung keine große Aktivität, minimal eine Stunde warten
  • Spaziergänge, wenn nötig, nur an der Leine
  • erhöhten Futternäpfen sollen das Luftschlucken begünstigen und sind eher kontraproduktiv
  • neigt Ihr Hund zum Schlingen, kann ein spezieller Antischlingnapf helfen. Der Vierbeiner muss sein Futter durch eine Art Labyrinth fressen. Dieser begünstigt langsames Fressen
    Vermeiden Sie abruptes Umstellen von gewohntem Futter
  • Weichen Sie Ihr Trockenfutter kurz vor der Fütterung ein oder übergießen Sie es mit etwas Wasser im Futternapf. Die Futterbröckchen können dann schon etwas Feuchtigkeit aufnehmen und müssen nicht im Magen aufquellen

Die Operation

Der Tierarzt wird im Vorfeld versuchen, den Kreislauf durch Infusionen zu stabilisieren, um einen tödlichen Schock zu vermeiden. Danach wird er mithilfe einer Punktion probieren, Luft aus dem Magen entweichen zu lassen, um das Platzen des Magens zu verhindern. Gleichzeitig wird er den Herzrhythmus mit Hilfe von einem angeschlossenen EKG überprüfen. Ist das Tier so weit stabil, wird er die Bauchhöhle öffnen, mit einer Schlundsonde den Mageninhalt entleeren, spülen und den verdrehten Magen in seine Ausgangsposition bringen. Danach erfolgt eine genaue Überprüfung der Magenwand. Sollten hier großflächige Schädigungen durch abgestorbenes Gewebe bereits eingetreten sein und die Möglichkeit der Teilentfernung nicht bestehen, entscheidet der Tierarzt, ob der Hund eine reelle Überlebenschance hat. Nur bei einem positiven Befund wird er im Anschluss den Magen punktuell an der Bauchwand (rechte Seite) vernähen (Gastropexie). So kann ein erneutes Drehen verhindert werden. In einigen Fällen muss gleichzeitig die Milz mit entfernt werden. Das Organ stirbt bei einer Blutunterbrechung schnell ab.
Aber: Circa 20 % der zu operierenden Tiere müssen auf dem OP-Tisch euthanisiert werden.

Das Leben danach

Der Hund wird anfangs noch zur Überwachung in der Klinik bleiben. Gefürchtet sind Herzrhythmusstörungen, die bis zu 72 Stunden nach der Operation auftreten können. Auch eventuelle Vorerkrankungen des Tieres müssen genau beobachtet werden. Es können auch andere Organe (Herz und Lunge) geschädigt sein, weshalb eine regelmäßige Kontrolle nötig ist.
Direkt nach der Operation ist Ruhe für den Hund sehr wichtig. Es sollte auf lange Spaziergänge (kein Toben, Leinenzwang) oder Treppensteigen verzichtet werden. Die Fütterung direkt nach der OP erfolgt in Absprache mit dem Arzt. Die Fixierung des Magens an der Bauchwand kann sich bei einer Überfütterung oder starker erneuter Aufgasung des Magens lösen. Neigt der Vierbeiner nach der OP zu Blähungen, teilen Sie das Ihrem Tierarzt unverzüglich mit. Halten Sie die Pausen nach der Fütterung ein und schonen sie ihren Liebling. Nur so kann die Narbe innen und außen gut heilen.

OP-Kosten

Je nach Klinik und den GOT Gebühren müssen Sie mit EUR 1.200, — und mehr rechnen.
Hier hilft eine abgeschlossene Hunde-OP-Versicherung, die die angefallenen Kosten im Rahmen ihrer Vereinbarung übernimmt. Die Anzahl der Tage zur Vor- und Nachbehandlung ist abhängig von ihrem Tarif.

Fazit:

Mit einer Magendrehung ist nicht zu spaßen! Verlieren Sie keine Zeit. Es ist der Albtraum jedes Hundebesitzers.

Ute Klubert