Grundsätzlich ist Haarausfall normal, ganz besonders im Frühjahr und Herbst, wenn die Tiere ihr Winter- gegen das Sommerfell tauschen – oder umgekehrt. Ist der Haarverlust aber weitaus größer als durch Nachwachsen ersetzt wird, entstehen im Extremfall haarlose Stellen. Der Fachmann spricht dann von Alopezie.

Relativ häufig bei der Katze ist die auch Leck-Alopezie genannte feline, bilateral-symmetrische, selbstinduzierte Alopezie (FSBA), womit ein Symptom beschrieben wird, das vielfältige Ursachen haben kann. Für die Behandlung ist es daher essentiell, die richtige Diagnose zu stellen. Eine Katze mit FBSA putzt sich vermehrt, meist aufgrund eines Juckreizes, gelegentlich sind aber auch Schmerzen, Parästhesien (Missempfindungen) oder psychische Faktoren ursächlich. Ob die Katze sich die Haare durch Lecken ausreißt oder sie von alleine ausfallen, kann der Tierarzt anhand eines Trichogramms feststellen. Bei FSBA sind die Haarspitzen abgebrochen, bei primärem Haarausfall dagegen intakt.

Wenn FSBA bei einer mehr als zehn Jahre alten Katze erstmals auftritt, ist oft eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreosa) die Ursache, bei jüngeren Tieren sind häufiger Allergien oder Parasiten die Auslöser. An Parasiten muss vor allem bei Freigängern gedacht werden. In Frage kommen neben Flöhen auch Milben wie Demodex, Cheyletiellen oder die in Gehörgängen siedelnden Otodectes. Die Diagnose stellt der Tierarzt mit Hilfe des Flohkamms beziehungsweise über Hautgeschabsel.

Allergien häufiger Ursache als psychogene Faktoren

Auch Futtermittelallergien oder Atopien (ererbte Überempfindlichkeiten) kommen als Ursachen in Frage. Mit einhergehen bei Futtermittelallergien mitunter Verdauungsstörungen, atopische Katzen zeigen eher Probleme der Atemwege. Spezielle Diäten, die für mindestens acht Wochen gefüttert werden, helfen bei der Diagnosefindung einer Futtermittelallergie. Psychische Probleme – die vermehrt bei orientalischen Rassen auftreten – können weitgehend ausgeschlossen werden, wenn die Katze weitere Symptome an der Haut aufweist. Atopien werden mit Hilfe von Allergietests festgestellt und können mit Kortisonpräparaten behandelt werden.

Eine kanadische Studie (Weissglas et al. 2006) an 21 Katzen mit diagnostizierter FSBA zeigt, dass deutlich zu oft psychische Ursachen vermutet werden. 76 Prozent der Tiere hatten allergische oder organische Ursachen für den Haarausfall, nur zwei Tiere (10 Prozent) eine rein psychogene Alopezie und 14 Prozent eine Kombination aus beidem. Psychische Formen können mit Stressvermeidung, Beschäftigungstherapie und gegebenenfalls mit Antidepressiva gebessert werden.