Ein schön gestaltetes Aquarium ist ein echter Blickfang in jeder Wohnung – und durch soziale Medien auch darüber hinaus. Viele wollen ihre eigene Wasserwelt gerne mit anderen teilen, doch einem schönen Foto stehen oft Reflexionen auf dem Glas des Aquariums im Wege oder die Fische bewegen sich einfach zu schnell. Tierfotograf Oliver Giel hat einige Tipps, wie gute Fotos gelingen können.

Wer professionell erstellte und möglicherweise bearbeitete Bilder von Fischen im Aquarium bewundert, denkt sich mitunter, dass dafür teure Technik notwendig ist. Dem kann Oliver Giel widersprechen: „Die Bildqualität der heutigen Smartphones reicht auf jeden Fall aus für viele schöne Bilder. Da kann es nur je nach Modell und Alter der Technik Einschränkungen für einzelne Motive geben, etwa wie gut der Autofokus mit dem Glas des Aquariums und den Fischen im Nahbereich zurechtkommt. Alternativ reicht eine ‚normale‘ Kamera mit einem Makroobjektiv mit ca. 100 Millimeter Brennweite aus. Eine Spezialkamera ist nicht erforderlich.“

Einen größeren Einfluss auf das Gelingen schöner Fotos hat es, wenn man Spiegelungen im Glas verhindert, die Tiere nicht mit zu viel zusätzlichem Licht stresst und nicht zuletzt auch Geduld mitbringt, beobachtet und ausprobiert, wie sich die Tiere am besten in Szene setzen lassen.

Spiegelungen im Aquarienglas vermeiden

Das Ziel vieler Fotos ist es, den Inhalt des Aquariums so darzustellen, als würde es die Glasscheiben drumherum nicht geben. Wenn man ein gutes Bild erzielen möchte, sollte man daher im Vorfeld immer zuerst die Aquarienscheiben reinigen, sodass keine Schmutzflecken im Bild stören. Sowohl Lichteffekte als auch Personen oder Gegenstände geraten dennoch leicht mit ins Bild, weil sie sich auf dem Glas des Aquariums spiegeln. Der Experte hat dafür einige Tipps: „Im Idealfall ist man mit dem Objektiv ganz an der Scheibe, sodass sich nichts darin spiegelt. Da es aber nicht sehr praktikabel ist, direkt an der Scheibe zu kleben, muss ich andere Wege finden, um die Reflexionen in den Griff zu bekommen. Es gilt vor allem, sich selbst abzudunkeln. Kameras sind meist dunkel, doch die hellen Hände spiegeln sich dann gerne im Glas. Da können dünne schwarze Handschuhe gute Dienste erweisen. Ansonsten schwarze Stoffe, um weitere Gegenstände abzuhängen, die noch reflektieren.“ Darüber hinaus kann es nach Giel in manchen Fällen bereits reichen, das Raumlicht abzuschalten. Dann strahlt nur noch die Beleuchtung des Aquariums auf den Fotografen und die direkte Umgebung ab.

Mit ein paar Schnappschüssen zum Test lassen sich die verbleibenden Spiegelungen dann schnell identifizieren und gegensteuern. Wichtig ist außerdem: Wer schräg durch das Glas fotografiert, erhält leicht unschöne Verzerrungen im Bild. Man sollte daher immer parallel durch das Glas fotografieren.

Zusätzliches Licht darf die Tiere nicht erschrecken

Eine eigene Beleuchtung gehört zur Grundausstattung jedes Aquariums, sodass einige Stellen, an denen das Licht nicht von Pflanzen, Steinen oder Höhlen blockiert wird, selbst bei einem ansonsten komplett verdunkelten Raum ausreichend belichtet sind. „Manche Bereiche sind dagegen vielleicht zu dunkel und man braucht ein zusätzliches Licht. Das kann Tageslicht, eine Lampe oder auch Blitzlicht sein – man sollte aber bedenken, dass bei jedem Einsatz von zusätzlichem Licht wieder neue Reflexionen entstehen können“, erklärt der Fotograf. Ideal ist es daher, wenn man ein lichtsensibles Objektiv benutzen kann, um auf weiteres Licht zu verzichten.

Fische reagieren unterschiedlich auf zusätzliches Licht. Blitzlicht kann die Tiere zum Beispiel erschrecken oder stressen, was weder für die Fische noch für die Bilder förderlich ist. Aber auch bei einer dauerhaften Beleuchtung muss man beobachten, wie die Bewohner des Aquariums darauf reagieren und ihnen gegebenenfalls ein paar Minuten Zeit lassen, sich daran zu gewöhnen.

Fische in Bewegung fotografieren

Viele Einstellungen kann die Kamera mit ihrer Automatik und einem guten Autofokus bereits selbst vornehmen, sodass ein scharfes Bild gelingt. Bei einem manuellen Fokus, bei dem man selbst alles einstellt, um etwa den Fisch besonders scharf darzustellen und in den Mittelpunkt zu rücken, werden die schnellen Schwimmbewegungen der Tiere oft zum Problem.  „Es gibt aber für jedes Tier im Aquarium optimale Orte, um es bestmöglich zu fotografieren. Auch Fische haben Gewohnheiten und schwimmen immer wieder gleiche Bahnen, wenden an den gleichen Stellen, stehen kurze Momente gegen die Strömung. Die Zauberformel lautet beobachten, erkennen und entsprechend darauf reagieren“, so der Experte. „Wenn man eine passende Stelle ausgemacht hat, dann kann man auch mit manuellem Fokus scharfe Bilder von aktiven Fischen machen.“

Beobachten und geduldig bleiben

Beobachtung und Geduld sind letztlich auch mit die wichtigsten Voraussetzungen für ein gelungenes Foto. Je weniger gestresst die Tiere sind, desto ruhiger verhalten sie sich. Wer seine Fische kennt, weiß zu welchen Tageszeiten sich ein Bild anbieten könnte. Darüber hinaus helfen Kreativität und Experimentierfreude: „Durch die Fütterung hat man zum Beispiel schnell unnötige Schwebeteilchen im Wasser. Das will ich eigentlich vermeiden, wenn es jedoch zu besonderen Bildern führt, ist das prima.“ Wer mit verschiedenen Motiven, Perspektiven und Lichtverhältnissen spielt und dabei die möglichen Fehlerquellen wie Spiegelungen vermeidet, lässt schon bald die eigenen Bilder professionell aussehen.