Wir alle kennen sie – die kleinen, unbewussten Rituale. Der erste Gang ins Bad, Kaffee kochen oder das Radio anstellen. Es ist die immer wiederkehrende Abfolge von Gewohnheiten, die unserem Tag Struktur und Sicherheit geben.

Unterschiedliche Rituale

Ohne den festen Ablauf von individuellen Gepflogenheiten findet sich der Mensch schnell in einem Chaos wieder. Man unterscheidet zwischen automatisierten und bewussten Ritualen, welche in besonderen Momenten helfen, Ruhe zu bewahren, den Energieverbrauch zu minimieren, um zielorientiert zu handeln.Das Zusammenleben mit einem Hund kann durch Gewohnheiten erleichtert werden und sorgt für Sicherheit und Ruhe. Der Vierbeiner lernt schnell und zeigt das von ihnen gewünschte Verhalten in besonderen Situationen.

Rituale mit einem Welpen

Das fängt schon beim Einzug eines Welpen an. Zeigen wir dem kleinen Wesen gleich zu Anfang, wo sich sein Rückzugsort befindet, er sich lösen kann, seine Wasser- und Futterstelle ist, dann übermittelt das dem Hundebaby bei ständig wiederholenden Handlungen Sicherheit, sich in der neuen Familie ohne Geschwister zurechtzufinden. Streicheln wir den Welpen oder geben wir ihm ein Leckerli zur Belohnung nach einer vollbrachten Übung, wird er direkt darauf konditioniert und er verknüpft die Situation positiv.

Training mit Ritualen verknüpfen

Leiten wir dann Trainingseinheiten immer mit den gleichen Worten ein, ist das Ritual für den Hund klar erkennbar und er kann sich daran orientieren. Zu einem Spaziergang mit Bello gehören das Anlegen von Leine und Halsband. Verknüpfen wir die Situation mit einer Aufforderung zum „Sitz“, damit der Hund vor dem Start erst einmal zur Ruhe kommt, befinden wir uns im ritualisierten Verhalten.

Feste Strukturen im Leben mit einem Hund

Das Leben mit einem Haustier fordert Strukturen im Alltag wie Fressen, Spaziergang, Autofahrt, Pflege, Kuschelstunden und Alleinsein. Verbinden wir all diese Tätigkeiten mit den gleichen Wiederholungen, sind die Rituale für den Vierbeiner leicht zu erkennen, um sie umzusetzen.

Jeder Hund reagiert anders

Befinden sich mehrerer Hunde in einem Haushalt, ist es wichtig, auf die einzelnen Individuen einzugehen. Was für den einen Hund angenehm ist, muss nicht zwingen für den anderen Vierbeiner gelten. Hund A liebt vielleicht die Kuschelstunde auf dem Sofa und lässt sich dabei die Pfoten massieren. Hund B mag es, auf dem Sofa zu liegen, sucht aber nicht die Nähe und springt auf, sobald die Hundepfoten bearbeitet werden. Für den Hundehalter ist es wichtig zu erkennen, wann eine bestimmte Situation den Vierbeiner stresst und er mit einem gezielten Ritual die Gesamtlage entzerren kann oder er auch gegebenenfalls auf seine persönlichen Bedürfnisse einmal verzichten muss. An oberster Stelle sollte das harmonische Zusammenleben zwischen Tier und Mensch stehen. In Stresssituationen zeigt es sich dann, ob man ein Team ist und die einstudierten Bräuche helfen, Gefahren unbeschadet zu überstehen.

Situationen, die das Zusammenleben von Hund und Mensch durch eigene Zeremonien erleichtern können: Aufwachen, Spaziergang, Kuschelstunde, Alleinsein, Besuch, Telefonieren, Freizeit ohne Hund, Autofahrt, Tierarztbesuch, Körperpflege, Schlafenszeit

Hunderituale untereinander

Tiere untereinander zeigen ebenfalls feste Zeremonien. Hunde, die sich kennen, begrüßen sich untereinander mit einer entsprechenden Körpersprache, sie zeigen deutlich ihre Sympathie oder auch Abneigung. Weicht man von seinen Gepflogenheiten ständig ab, erzeugt das Verunsicherung beim Tier und der Hund kann eine spezifische Dynamik in Situationen entwickeln, die dann wieder abtrainiert werden müssen.

Rituale geben Sicherheit

Jeder Hundehalter sollte sich bewusst auf seinen Hund einstellen und für sich und ihn eigene Traditionen suchen. Diese helfen dem Hund, falls er einmal Zeit in fremder Umgebung ohne sein Herrchen/Frauchen verbringen muss.

Deshalb noch ein Tipp: Schreiben Sie sich ihre persönliche Rituale einmal auf, legen sie diese zu ihren Unterlagen, die sie im Falle von Krankheit oder auch Tod vorbereitet habe. Es wird ihrem treuen Vierbeiner helfen, sich in fremden Situationen besser zurechtzufinden und erleichtert der Betreuungsperson die Pflege und Versorgung des Tieres.

Ute Klubert