Seit einem Jahr befindet sich die Welt in einem Ausnahmezustand. Für jeden sind die Auswirkungen spürbar, sie macht auch vor unseren geliebten Haustieren keinen Stopp.

Einschränkungen in der Versorgung erfahren die Hundehalter in der professionellen Fellpflege. Die Hundesalons erlauben aufgrund der Hygienevorschriften keine Anwesenheit der Besitzer. Dieser „liefert“ seinen Bello vor der Tür ab und nimmt ihn frisch gegroomt wieder in Empfang. Der Kontakt ist auf ein Minimum reduziert. Glücklich sind die Besitzer, die schon immer selbst getrimmt haben.

Freiheiten mit dem Hund

Einzig die Spaziergänge und Gassi Runden kann man fast uneingeschränkt genießen. Hundebesitzern war und ist es erlaubt, diese mit ihrem Vierbeiner zu absolvieren. Zahlreiche Cartoons und lustige Sprüche zu diesem Status findet man in den sozialen Medien. Wird ein städtischer Park stark frequentiert, ist es angebracht, dabei einen Mund- und Nasenschutz zu tragen.

Aufgrund der Beschränkungen im öffentlichen Leben und der damit verbundenen Einschränkung im privaten Freizeitbereich ist die Nachfrage nach Hunden, egal welchen Alters und Rasse, massiv gestiegen. Es wird vermutet, dass aufgrund der „Sondermaßnahmen“, die einem Hundebesitzer erlauben, zu jeder Tag- und Nachtzeit sich im Freien aufzuhalten, eines der Gründe für die rasante Kauffreude ist. Und die Menschen/Familien haben auf einmal viel „Freizeit“, die sie nur in ihren vier Wänden nutzen können. Die daraus entstehende Langeweile und/oder Einsamkeit soll durch einen vierbeinigen Hausgenossen gestillt werden. Was nach der Zeit im Homeoffice oder wenn die Urlaubspläne wieder Flugreisen zulassen, mit den Hunden geschieht, ist fraglich. Die Tierheime befürchten jetzt schon eine Schwemme von ausgesetzten Tieren.

„Welpenschwemme“ in Corona Zeiten?

Die „Corona Zeit“ beschert vielen Züchtern eine rege Anfrage nach Welpen, Junghunden oder auch älteren Vierbeinern. Die Welpen Zahlen seriöser Zuchtstätten blieben entsprechend der negativen Prognosen zu Anfang des Jahres 2020 konstant. Es gab keinen signifikanten Anstieg von Welpen, um der Nachfrage der potenziellen Kaufinteressenten nachzukommen. Denn kontrollierte Zucht steht in erster Linie für Qualität und nicht für Quantität. Leider hat der Nachfrageboom zahlreiche „Hunde Vermehrer“ auf den Plan gerufen und die Importzahlen von sogenannten Wühltischwelpen ist rasant gestiegen. Das Leid der „Gebährmaschine“ Hund ist unermesslich. Jeder Käufer eines solchen Hundes, egal ob aus Mitleid oder anderen Gründen, muss sich vor Augen halten, dass er mit dem Kauf Platz für ein neues geschundenes Lebewesen frei macht.

Neue Hunderassen und die Folgen

In dieser schwierigen Zeit fallen immer mehr die sogenannten „neuen“ Hunderassen auf. Der Boom nach diesen Modekreationen gewinnt zunehmend an Beliebtheit. Überall trifft man sie, die Goldendoodle, Labradoodle oder Woodle, Puggle und Schnoodle. Diese Mischlinge und nichts anderes sind sie, werden ohne Rücksicht der eigentlichen Bestimmung verschiedener Rassen miteinander verpaart und dann teuer an den Interessenten veräußert. Doch die Kreuzungen sind nicht nur bezogen auf ihre Gesundheit, mitunter riskant. Zukünftige Hundehalte sollten wissen, auf was sie sich einlassen. Diese sind dann besonders stolz, so etwas Außergewöhnliches an der Leine zu präsentieren. Es wird von einer Zucht gesprochen, ohne dass es eine Kontrolle durch einen Zuchtwart zur Zuchtstätte und den Elterntieren gibt. Diese Mischlinge sind keinen Zuchtrichtlinien unterworfen. Und sie vereinen verschiedene Charaktere in sich, die mitunter vom Halter nicht gewünscht sind. Nur eines haben sie gemeinsam: Sie sind sehr teuer! Deshalb ist es wichtig, sich zu informieren. Welche Eigenschaft des Hundes passt zu mir und wie sieht das persönliche Umfeld aus? Umfassende Internetseiten der einzelnen, vom Dachverband der Hunde anerkannten Rassen erleichtern die Suche. Der informierte Hundefreund hat sich bewusst für ein Rasse aus kontrollierter Zucht (dem VDH angeschlossen) entschieden. Hat der neue Hundebesitzer seinen lang ersehnten Vierbeiner in den Händen, sind die ersten Hürden wie die Stubenreinheit überwunden, kommen Herausforderungen anderer Art.

Die geschlossene Hundeschule

Durch den Lockdown wurde die Möglichkeit zur Aktivität, zum Zwecke der Hundeerziehung- und Ausbildung eingeschränkt. Das heißt, neben den sozialen Kontakten der Hundeleute untereinander fällt auch die soziale Beziehung der Hunde in einem gewohnten Umfeld aus. Was jedoch passiert mit den Welpen und deren Besitzer, die sich zwar das kleine „Ein-mal-eins“ der Hundeerziehung zutrauen, deren Welpen es aber an weiterer Sozialisierung fehlt. Defizite in den prägenden ersten Monaten nach Abgabe aus der Züchterhand führen eventuell zu großen Problemen im Leben eines Junghundes. Je weniger Erfahrung ein Hundebesitzer im Umgang mit seinem Vierbeiner hat, umso umfangreicher wird das Risiko, den Hund durch Unkenntnis in der Erziehung und Ausbildung zu überfordern. Manchmal werden in diesem Zusammenhang zu „veralteten“ Erziehungsmethoden zurückgegriffen „das hat mein Vater früher auch mit unserem Hofhund so gemacht“ und Bello wird mit unangebrachten Mittel zur gewünschten Verhaltensreaktion gezwungen. Durch diesen erfahrenen Schmerz können Angst oder eine Vermeidungsreaktion auslöst werden, die dann in Zukunft beim Tier als negativer Verstärker in Ihren Handlungen präsent sein werden. Das Zusammenleben mit dem Vierbeiner kann zur Zerreißprobe werden und kann zusätzlich eine Gefahr im privaten wie auch im öffentlichen Leben darstellen.

Die geeignete Hundeschule

Der umsichtige Hunde Besitzer wird sich im Vorfeld über die Eigenschaften seiner Rasse informiert haben und sich nach einer passenden Hundeschule umgeschaut haben. Hier stellt man leicht fest, dass „normale“ Hundeschulen nicht immer für den eigenen Hund die passende ist. Meistens trifft man auf eine gemischte Gruppe von verschiedenen Rassen. An den Welpen Spielstunden finden die Youngster schnell Gefallen. Hier können sie nach Herzenslust raufen, rennen und toben. Nur ist das Erlernen des Raufens und der Jagd nicht der Zweck der Hundeerziehung. Bei einigen Rassen sollten genau diese Charakteristika in andere Bahnen gelenkt werden, um ein harmonisches Miteinander ein Hundeleben lang zu gewährleisten. Auch sollte auf die Größen- und damit Gewichtsunterschiede der Welpen untereinander geachtet werden. Ein kleiner Hund von 20 cm Schulterhöhe ist nicht der ideale Spielkamerad von einem Welpen mit 10 Kilo.

Ist man auf der Suche nach einem geeigneten Trainer fündig geworden, der die positiven Eigenschaften des Hundeclowns in die richtige Richtung führt, stellt man schnell fest: Die Grundlage der Hunde Erziehung liegt in der Konsequenz in allen Bereichen. Hunde sind schlau und stellen Erlerntes gerne infrage, stellt sich stur und muss von Neuem überzeugt werden.

Wer das Glück hat, einen wohlerzogenen Vierbeiner an seiner Seite zu haben, benötigen bei nicht vorhersehbaren Situationen gegebenenfalls Hilfe. Das kann die bevorstehende Pubertät eines Junghundes, der Tod eines Hundes innerhalb eines Rudels, der die gefestigte Rudelordnung aus den Fugen geraten lässt, sein etc. Oder es ist einfach der Hund, der ein gewisses Level an Aktivitäten gewohnt war und sich jetzt schlicht weg langweilt und zu unkontrollierbaren Handlungen (Blödsinn) neigt. Fällt die professionelle Trainingseinheit durch die vorübergehende Schließung aus, was kann man tun?

Training ohne Trainer

Wer die Möglichkeit hat, sich mit Freunden auszutauschen, der sollte die Chance nutzen. Manche Trainer bieten Einzeltraining in schwierigen Fällen an. Ob das mit den verordneten Regeln zur Pandemiebekämpfung vereinbar ist, sollte jeder im Vorfeld prüfen. Hilfe bieten auch zahlreiche Sachbücher zum Thema Hundeerziehung. Aus dem großen Fundus zahlreicher Fachautoren findet man bestimmt den passenden Titel für sich. Anlaufstelle in Fragen rund um die Erziehung und den daraus resultierenden Problemen bieten ebenfalls die Züchter, die auf langjährigen Erfahrungen ihrer Rasse zurückblicken können. Oftmals kann in einem Telefonat schon „Erste Hilfe“ geleistet werden. Und mit Geduld, Ruhe und konsequenter Erziehung schaffen es die Hundehalter, ihren Hund durch die Pandemie (und sich selbst) zu steuern.

Ute Klubert